Klettern - Definition und Varianten

Eigene Grenzen erforschen, spüren wie der Adrenalinrausch durch den Körper strömt. Für viele Sportler ist dies der Sinn ihres sportlichen Daseins. Dabei erfreut sich Klettern, mit seinen zahlreichen und vielfältigen Varianten, seit langer Zeit einer großen Beliebtheit. Zwar sah sich die Menschheit von je her dazu gezwungen, auf Felsen oder Berge zu klettern, wie etwa zu Kriegszeiten um sich nähernde Feinde auszuspähen, doch die Anfänge des sportlich motivierten Kletterns werden sehr viel später datiert. Als Geburtsstunde dieser Sportart, wird die Besteigung des Falkensteins in der Sächsischen Schweiz 1864 angesehen. Wenige Jahre später folgte das Freiklettern, bei dem auf technische Hilfsmittel weitestgehend verzichtet wird. Nach technischen Neuerungen in den 1920er Jahren, wurden auch die letzten abweisenden Felswände erklommen. Heute stehen Kletterern viele verschiedene Variationen dieser Sportart zu Auswahl, sei es am Fels oder auch in einer der zahlreichen Kletterhallen.

Alpines Klettern

Eine beliebte Unterform des Kletterns ist das Alpine Klettern. Dabei steht das Erreichen eines Gipfels im Vordergrund. Hierzu werden zumeist Felswände oder Pfeiler von mehreren Seillängen höhe überwunden. Bei den geplanten Kletterrouten werden hierbei vier verschiedene Möglichkeiten der Sicherung unterschieden. Neben dem freien Klettern ohne Sicherung, werden sämtliche Sicherungsgeräte, Haken und Bandschlingen nur zur Absicherung verwendet, nicht zur Fortbewegung. Daneben steht das technische Klettern, bei dem alle Gerätschaften auch zur Fortbewegung verwendet werden. Zudem gibt es die Variante, die geplanten Routen als "cleane" Klettertour anzugehen und alle Sicherungen nach der Nutzung wieder zu entfernen. Neben den bereits erwähnten Möglichkeiten, nutzen viele Sportler die Free-Solo Variante des Kletterns, bei der auf jede Art der Sicherung verzichtet wird. Ob die Tour durch eine Zweier-oder Dreierseilschaft begangen wird - jeder Teilnehmer sollte sich sorgfältig mit der Routenplanung auseinandersetzen und wissen, wie ein Standplatz gebaut wird. Zudem sind Kenntnisse zum legen mobiler Sicherungen enorm wichtig. Zur Ausrüstung des Alpinen Kletterers gehören neben diverser Sicherungen, wie Friends, Camalots, Klemmkeile und Bandschlingen, auch Zwillings- oder Halbseile um die Gefahr eines Seilrisses zu mindern. Durch das offene Gelände an Felswänden, besteht die Gefahr auf andere Seilschaften zu treffen oder durch Steinschläge getroffen zu werden. Zudem sollten alle Teilnehmer Alpiner Klettertouren sich gut auf Wetterumschwünge einstellen.

Sportklettern

Bei dieser Art des Kletterns stehen mehr die sportlichen Aspekte im Vordergrund, als das Erreichen eines Berggipfels. Seinen Ursprung hat das Sportklettern im Freiklettern und entstand in den 1960er und 70er Jahren in den USA. Seitdem erfreut es sich International immer größerem Zuwachs. Dabei ist es das Ziel jeden Kletterers, die eigene Leistungsgrenze immer weiter nach oben zu verschieben und Kletterrouten mit kurzen Strecken aber hohen Schwierigkeitsgraden zu überwinden. Mögliche Routen sind dabei nicht nur im offenen Gelände an Felsen zu finden, auch die heute immer beliebteren Kletterhallen gehören in dieses Segment. Die Abgrenzung zum Alpinen Klettern ist dennoch in einigen Fällen eher fließend. Viele Alpine Kletterrouten sind heute so ausreichend und gut gesichert, dass sie dem Sportklettern dienen. Die Angebote erstrecken sich dabei vom Breitensport bis hin zu Wettkämpfen. Das zumeist in Zweier-Seilschaften ausgeübte Sportklettern benutzt Seile und Haken nur zur Absicherung, nicht zur Fortbewegung. Dabei steht der Absichernde am Boden und ist per Seil mit dem Kletternden verbunden. In der Regel liegt die Höhe der Routen beim Sportklettern zwischen 10 und 30 Metern, können jedoch auch bis zu 100 Meter erreichen. Neben der Unterteilung zwischen Indoor und Outdoor- Sportklettern, existieren zahlreiche weitere Unterkategorien. Neben dem klassischen Klettern in Hallen, sind auch außergewöhnlichere Varianten wie das Deep-Water-Soloing, bei dem der Sportler über einem tiefen Gewässer Klettert und in Falle eines Sturzes auch dort landet. Eine etwas verbreiterte aber dennoch nicht weniger außergewöhnliche Möglichkeit des Sportkletterns, ist das sogenannte Buildering. In diesem Fall dienen Gebäude oder andere künstliche Mauern als zu bewältigendes Hindernis. Eine der am weit verbreitetesten Stile im Breitensport, ist das Plaisier- oder auch Genussklettern. Die Schwierigkeiten liegen hierbei im unteren bis mittleren Bereich der Skala. Auf weltweit großes Interesse stoßen die Wettkampfvarianten des Sportkletterns, die inzwischen hauptsächlich in Hallen an künstlichen Wänden stattfinden. In regelmäßigen Abständen richtet die International Federation of Sport Climbing (IFSC), Weltcups, Welt- oder Kontinentalmeisterschaften aus, an denen sowohl Männer und Frauen, als auch Jugendliche und Junioren teilnehmen können. Daneben existieren einige weitere internationale Wettkämpfe zu denen diverse Masters gehören. Geklettert wird zumeist in drei Kategorien, zu denen neben dem Speedklettern auch das später Bouldern und das Schwierigkeits- oder Leadklettern gehört.

Bouldern

Unter Bouldern versteht man heute das Klettern als Felswänden, Felsblöcken oder künstlichen Kletterwänden, die sich in Absprunghöhe befinden. Diese Variation des Kletterns wird vor allem dadurch geprägt, dass sie ohne Hilfe von Klettergurten oder Seilen stattfindet. Seine Ursprünge liegen bei den Sandsteinfelsen Frankreichs, die bereits um 1900 bestiegen wurden. Es folgten in den 1950er und 60er Jahren technische Neuerungen, wie die Verwendung von Magnesium um die Griffigkeit zu erhöhen. Während sich die Bewertungsmaßstäbe an natürlichen Felsen alleine dadurch regelmäßig verändern, dass immer schwierigere Felsen erklommen werden, wird der Schwierigkeitsgrad in Hallen durch die unterschiedliche Grifffarbe bemessen. Im Vordergrund stehen beim Bouldern die fließenden Gesamtbewegungen, die entstehen, wenn der Schwung des letzten Zuges mitgenommen wird. Zur Ausrüstung gehören neben passenden Kletterschuhen auch sogenannte Bouldermatten, die auf dem Boden ausliegen, etwaige Stürze abfedern sollen.

Bigwall - Klettern

Diese Unterart des Alpinkletterns bezeichnet Kletterrouten deren Strecke nicht an einem Tag zurückgelegt werden kann. Zu diesem Zweck werden spezielle Schlafgelegenheiten wie Biwaks oder Portaleges mitgeführt. Zelte mit einem stabilen Untergestell werden an Haken befestigt und so schlafen Teilnehmer teils mehrere hunderte Meter freischwebend über dem Boden.

Vorstieg, Nachstieg, Top-Rope - die Begehung von Routen

Neben der Unterscheidung von Kletterrouten nach sportlichen Aspekten, wie den One-Sight, Flash, oder Rotpunkt-Varianten, erfolgt eine zusätzliche durch verschiedene Sicherungstechniken. Die drei Hauptkategorien bilden hierbei der Vor- oder Nachstieg und das Top-Rope. Unter Vorstieg ist dabei die Sicherung von Unten zu verstehen. An künstlichen Kletterwänden, wie denen in Kletterhallen, steht der Absichernde dabei unten auf dem Boden und sichert den Kletternden mit seinem Körpergewicht ab. Von Zeit zu Zeit wird das Seil zusätzlich in einer Zwischensicherung eingehängt um einen extra Schutz zu garantieren. Als Zwischensicherung dienen hierbei bereits vorhandene Ringe oder Haken, oder solche, die vom Vorsteiger selbst angelegt werden müssen. Sie sorgt im Falle eines Sturzes dafür, dass der Kletternde nur bis zu dieser Absicherung fällt. Ein kritischer Punkt ist erreicht, solang noch keine Zwischensicherung eingebaut ist. In diesen Fällen kann es zu stürzen mit Bodenkontakt kommen oder zu Verletzungen durch einen Aufprall an der Felswand. Es empfiehlt sich allen Teilnehmern das richtige Stürzen unter professioneller Anleitung zu trainieren um bei eintretenden Gefahren die maximal mögliche Körperkontrolle zu erreichen.

Nachstieg und Top-Rope

Wird in einer Zweier- oder Dreierseilschaft geklettert, steigt der vorangehende zunächst auf. Sobald dieser einen festen Standplatz erreicht hat, wird eine Absicherung an dem Felsen angebracht, die den Nachfolgenden Gruppenmitgliedern einen Aufstieg ermöglicht. Zumeist wird der nachsteigende anschließend zum vorsteigenden und sichert so den nächsten Stand- und Sicherungsplatz. Stürze im Alpinen Gelände sind durch die Felsformationen und die Pendelgefahr oft sehr schmerzhaft. Die Verwendung dieser Art der Sicherung findet fast ausschließlich im offenen Gelände an Felswänden Verwendung und ist in Kletterhallen eher unüblich. Das Klettern im Top-Rope-Stil hingegen auf Grund seiner leichten Erlernbarkeit und dem hohen Grad an Sicherheit oft als Einstieg in diese Sportart. Diese Art der Sicherung ist besonders in Kletterhallen beliebt. Hierbei verläuft das Seil vom Kletternden durch eine an der Spitze befindliche Umlenkung und im Anschluss daran zum sich am Boden befindlichen Absichernden. Neben der leichten Erlernbarkeit bietet es besonders Kletter- Anfängern mit Kraftproblemen enorme Vorteile. So kann sich dieser einfach ins Seil fallen lassen und wird dann vom Sichernden langsam wieder zu Boden gelassen. Auf diese Art werden zudem schmerzhafte Stürze vermieden und das Verletzungsrisiko ist sehr gering. Dieser Stil ist jedoch nicht nur für Anfänger empfehlenswert. Neben den verschiedenen Schwierigkeitsgraden, erweist er sich auch für bereits Fortgeschrittene als nützlich, wenn etwa neue Klettertechniken trainiert werden sollen. Auch um seine körperliche Belastbarkeit zu erforschen eignet sich diese Variante, da Stürze eher seltener Natur sind und sich Kletternde so auf ihre Leistungsgrenze konzentrieren können. Begehungsstile des Kletterns

Begehungsarten

Es gibt verschiedene Unterscheidungen der Schwierigkeiten eines Begehungsstils. Unterschieden werden die drei gebräuchlichsten Begehungsstile: Rotpunk- Begehung, On-Sight und der Flash- Begehung. So liegt das Hauptmerk bei einer Rotpunktbegehung auf das sturzfreie erklimmen der Strecke in einem Zug und mit eigener Kraft. Dabei hat der Sportler keinerlei Informationen über die bevorstehende Route, außer allgemeinen wie Schwierigkeitsgrad und Höhe. Bei einer On-Sight-Begehung gilt zusätzlich die Regel, dass der Kletternde im ersten Zug erfolgreich sein muss. Unter einer Rotkreuzbegehung verstehen Sportler das Klettern ohne Vorstieg und mit Seilsicherung von oben. Im Gegensatz zu den anderen beiden, wird bei dieser Variante die Angst des Absturzes nicht gefördert. Zudem wird die Variante A0 unterschieden, die mit Hilfe von Bohrhaken oder Seilen als Vorbereitung auf andere Kletterrouten dient. Eine Flash Begehung hingegeben bezeichnet eine Rotpunktbegehung, bei der der Kletternde Informationen über die Strecke erhält, die über die allgemeinen hinausgehen. Dabei besteht beispielsweise die Möglichkeit, diese durch das Beobachten anderer Kletterer zu erhalten. Zusätzlich können je nach Wunsch und Fähigkeitsgrad, erschwerende Umstände eingebaut werden. Wird ein "cleaner" Begehungsstil gewählt, werden zwar Zwischensicherungen verwendet, doch werden diese nach der Benutzung wieder abgebaut und die Felswand wird in reinem Zustand wieder verlassen. Als Free- Solo werden hingegen Begehungen bezeichnet, die ohne Sicherung stattfinden und somit im Falle eines Sturzes zu schweren Verletzungen führen können.